Boxer
Die Statuen der Boxer, die ihre Köpfe mit ihren Schilden bedecken, sind die am häufigsten rekonstruierten Statuen, obwohl nicht alle in einem guten Erhaltungszustand sind.
Auch in diesem Fall greifen wir für die Rekonstruktion der Ikonographie auf Bronzestatuetten zurück, obwohl die Interpretation weder einfach noch eindeutig ist.
Anhand der vollständigsten Exemplare lässt sich der Prototyp des Boxers leicht rekonstruieren.
Der Boxer wird als muskulöser Mann mit nacktem Oberkörper dargestellt. Mit seinem linken Arm hält er einen rechteckigen Schild mit abgerundeten Ecken über seinem Kopf. Der rechte Arm ist nach vorne gestreckt und im rechten Winkel gebeugt und ist mit einer Scheide bedeckt, die an der Faust mit einem herausragenden Punkt endet, der die Waffe des rituellen Kampfes gewesen sein muss. Dieses Detail ist auf den wiederhergestellten Statuen nicht sichtbar, sondern nur auf einigen Fragmenten, die nicht wieder verbunden werden konnten.
Er trägt nur einen spitzen Lendenschurz auf der Rückseite, der von einem Überlappungsgürtel an der Vorderseite gehalten wird, während er sich auf der Rückseite erweitert und eine „Doppel-V“ -Form aufweist. Die Details dieser Kleidung sind sorgfältig dargestellt. Die Statue steht fest auf einem quadratischen Sockel und hat nackte Füße. Die Waden sind markant, ebenso wie das Schienbein, das mit einer klaren und eckigen Linie dargestellt ist. Die Oberschenkel sind kräftig und im Gegensatz zum Oberkörper wenig in der Höhe entwickelt. Die Statuen vermitteln den Eindruck von robusten und stämmigen Männern.
Bei zwei Exemplaren ist das Gesicht perfekt erhalten. Auf diese Weise kann man die flache, dreieckige Form mit dem horizontal geschnittenen Kinn, das T-Muster der Augenhöhlenbögen und die großen, runden, doppelt eingekreisten Augen erkennen. Der Mund ist durch eine dünne Schnittlinie dargestellt, die Nase ist säulenförmig und die Nasenlöcher sind durch Einschnitte dargestellt, die Ohren sind halbkreisförmig und in der Mitte hohl. Das Gesicht wird von dünnen Zöpfen eingerahmt, die auf die Brust herabhängen.
Die Bezeichnung „Boxer“ hat sich eingebürgert, auch wenn Zweifel an der Interpretation dieser Darstellung bestehen.
Laut einer Hypothese handelt es sich bei diesen Figuren eher um leicht bewaffnete Krieger, die für den Nahkampf geeignet sind: Sie schlagen mit einem behandschuhten Arm zu und schützen sich mit einem Schild.
Eine andere Interpretation hingegen sieht in dieser Figur einen Athleten, der heilige und blutige Spiele zu Ehren von Göttern oder Verstorbenen durchführt: Boxer wären also Figuren, die mit der Sphäre des Heiligen verbunden sind.
Bei der Ausgrabung 2014 wurden zwei Statuen mit einer neuen bildlichen Darstellung des Boxers gefunden: Der behandschuhte rechte Arm ist nicht mit der Faust oben auf dem Schild ruhend erhoben, sondern liegt waagerecht auf der Brust; der Schild ist nicht abgerundet mit halbzylindrischen Seiten, die über dem Kopf gehalten werden, sondern wird vom linken Arm senkrecht entlang des Körpers gehalten und hat eine große Klappe, die den Oberkörper teilweise bedeckt; schließlich sind die Füße mit Schuhen bekleidet und nicht unbekleidet.
Diese Entdeckung ist außergewöhnlich, weil sie eine neue Art der bildlichen Darstellung enthält, die auch bei Bronzestatuetten sehr selten ist. In der Tat gibt es nur eine einzige nuraghische Bronzestatuette mit einer ähnlichen bildlichen Darstellung.
Es handelt sich um die Bronzestatuette aus dem Grab von Cavalupo in Vulci (Region Latium), die auf das Ende des 9. Jh. v. Chr. datiert wurde und deren Darstellung in der Vergangenheit als die eines Priesters interpretiert wurde.